Sarah

Sarah

Aus der Sicht der Mutter:


Ich ging völlig unvoreingenommen und ohne jegliche Erfahrung und Kenntnis über Traumaarbeit in dieses erste Treffen.

Vorgeschichte:


Meine Tochter reagierte plötzlich und ohne erkennbaren Grund abends nach der Reitstunde beim Vorbeireiten an einer rauchenden Person mit starkem Reizhusten. Das ging dann über zu einer Schnappatmung, die sechs Stunden anhielt und gegen ein Uhr nachts wieder aufhörte. Sie schlief dann normal atmend, um am darauffolgenden Montag wieder mehrere Anfälle zu bekommen. Man vermutete Gallenprobleme, Kälteluft-Reiz usw. Es wurde ärztlich abgeklärt und auch ein Lungenfacharzt konsultiert. Leider blieben Cortisonspray und auch -spritzen ohne Erfolg.

Dann traf ich Frau Holterman und erzählte ihr von diesem Ereignis. Sie schlug uns Traumabewältigung vor und wir gingen zum ersten Termin.

Begleitetes Systematisches Wiedererleben:


Nach einem Gespräch mit meiner Tochter und mir gingen wir in einen anderen Raum, der warm und gemütlich ist und worin sich eine große Liege befindet. Meine Tochter legte sich nach ihren Wünschen mit einer Decke und Kissen dort hin und Frau Holterman begann mit ihr zu sprechen. Sie sollte die Augen schließen und hinhören.

Sie erzählte ihr die Situation in der Reithalle, und sofort fing Sarah wieder an, nach Luft zu schnappen und zu husten. Dies dauerte eine ganze Zeit und sie lag da mit geschlossenen Augen. Wir beobachteten sie genau, und Frau Holterman bat sie, sich hinzusetzen, wenn sie es nicht mehr aushielte. Dies tat meine Tochter dann auch, und Frau Holterman fragte sie, ob sie etwas gesehen oder gefühlt hätte. Sarah erzählte daraufhin, dass sie das Gefühl gehabt hätte, sie müsse durch ein ganz enges Loch und jemand ziehe ihr an den Füßen.

Nach kurzer Erholung legte sie sich noch einmal hin und Frau Holterman erzählte ihr wieder das Geschehen aus der Reithalle, worauf sie wieder anfing, heftig nach Luft zu schnappen und zu husten. Nach jedem Hinsetzen war es dann wieder vorbei und meine Tochter war sehr angestrengt und müde. Die Therapie wurde fürs erste Mal beendet und wir machten einen weiteren Termin aus.

Dieser verlief ähnlich wir beim ersten Mal und sie musste auch wieder viel husten und bekam schlecht Luft, schilderte dann aber, dass es besser wäre als beim letzten Mal.

Angeregt durch Sarahs Schilderung vom ersten Mal, dass sie durch ein enges Loch müsse und jemand an ihren Füßen ziehe, befragte mich Frau Holterman nach Sarahs Geburt. Es war eine sehr schwere und anstrengende Geburt, Steißlagen-Entbindung mit Periduralanästhesie und Wehenstillstand, insgesamt 22 Std.)

Wir besprachen, dass ich ihr die Geburt genau aufschreibe und sie beim nächsten Mal meine Tochter zum Thema Geburt begleiten würde, was auch geschah.

Das Luftschnappen und der Husten mit Atemnot traten danach bis heute nie mehr auf. Selbst bei einer Veranstaltung, in der viele Menschen rauchten, hatte sie keine Probleme mehr.

Aus der Sicht der Tochter


Beginn und Ablauf der Therapie siehe Bericht meiner Mutter und hier nun meine eigenen Eindrücke zu dieser Behandlung.

Ich bin 11 Jahre alt und heiße Sarah.

Man liegt da eigentlich nur so rum, aber der Körper und der Geist müssen sich sehr anstrengen, um diese Erinnerungen wieder ins Gedächtnis zu bekommen. Man macht diesen Ablauf an einem Termin mehrmals durch, die Fortschritte stellen sich nicht sofort ein, sondern erst nach ein paar Terminen. Es wird erst schlimmer, bevor es sich dann bessert und schließlich verschwindet.

Ich persönlich fühlte, dass nach drei- bis viermal Ablaufen der schlimmen Situation man sehr kaputt ist und man dann auch sagen darf, dass man aufhören möchte.

Je weiter man in die Vergangenheit kommt, umso anstrengender empfand ich es.

Kurz nach Beginn der Behandlung verbesserte sich die Luftnot in der Realität, und nach und nach besserte sich die Luftnot auch in der Therapie und verschwand bei der dritten Behandlung ganz.

Man fühlt sich wie in einem Traum, hört aber die Therapeutin. Für ganz kurze Momente hatte ich das Gefühl, nichts mehr wahrzunehmen (ca. zwei bis drei Sekunden).

Zuerst erlebte ich die reale Situation in Zusammenhang mit der Luftnot, aber beim zweiten Ablauf war ich in einer mir unbekannten Situation.

Insgesamt gefällt mir diese Behandlungsmethode und tut mir sehr gut.

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