Trauma Definition

Definition Trauma

Die Definition von „Trauma“ in der Theorie des Begleiteten Systematischen Wiedererlebens nach S. Petry

In der Theorie des Begleiteten Systematischen Wiedererlebens nach S. Petry (BSW nach S. Petry) hat der Begriff „Trauma“ eine erheblich umfassendere Bedeutung als in der Klinischen Psychologie und der Psychiatrie.
 
In der Psychiatrie und der Klinischen Psychologie wird ein Trauma als Ursache der so genannten „Posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS) definiert.
Dabei hat „Trauma“ die Bedeutung einer seelischen Verletzung durch ein ungewöhnliches, katastrophales Geschehen oder, wie es im „Diagnostischen und Statistischen Manual psychischer Störungen“ (DSM) heißt, eines belastenden Ereignisses, das „außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung“ liegt. Dazu gehören zum Beispiel Überfälle, Geiselnahmen, kriegerische Ereignisse, Naturkatastrophen und technische Katastrophen.
Andere belastende Ereignisse (auch solche von milderer Form) gelten, meist neben anderen, lediglich als „prädisponierende Faktoren“ für andere psychische Störungen.
 
Im deutlichen Gegensatz dazu zeigen die Erfahrungen mit dem BSW, dass es bei PTBS sowie bei zahlreichen anderen psychischen Störungen und bei körperlichen Krankheiten vorangegangene belastende Erlebnisse gibt, die keineswegs nur „prädisponierende Faktoren“ für psychische oder physische Störungen, sondern selbst ihre Ursache sind. Diese Erlebnisse können weit weniger drastisch sein und dementsprechend sehr viel häufiger vorkommen als die oben genannten Katastrophen.
 
Alle solchen Erlebnisse – sowohl solche, die „außerhalb der üblichen menschlichen Erfahrung“ liegen als auch solche milderer Form – werden beim BSW als Traumata bezeichnet.
 
Also: Als Trauma gilt beim BSW jede körperliche oder seelische Verletzung, die Auswirkungen auf das künftige Verhalten und auf die körperliche und seelische Gesundheit des Betroffenen hat.
 
Die genannten belastenden Ereignisse (auch solche von milderer Form) können Erlebnisse vor, während und bald nach der Geburt sowie Erlebnisse in der Kindheit sein. Diese können unmittelbar nach ihrem Auftreten eine PTBS hervorrufen (z. B. „Schreibabys“).
 
Diese PTBS heilt nach einiger Zeit scheinbar aus, d. h., die Symptome verschwinden. Nach Jahren oder Jahrzehnten kann, ausgelöst durch ein relativ harmloses Erlebnis, daraus jedoch eine „sekundäre PTBS“ entstehen, die mit beträchtlichen Störungen und schwerem Leid einhergehen kann, aber ohne Wiedererleben nicht als solche erkannt und daher auch nicht wirksam behandelt werden kann.
 
Der beträchtliche Unterschied zwischen den Traumata des BSW und den dramatischen Ereignissen, die in der klinischen Psychologie als Traumata gelten, sei im Folgenden an Beispielen erläutert.
 
  • Die Möglichkeiten oder die Gefahren, traumatisiert zu werden, beginnen bereits im Mutterleib:

    Die Schwangere raucht, sie besucht eine Diskothek, in der es sehr laut ist oder sie nimmt bestimmte Medikamente ein. Die werdenden Eltern erwägen eine eventuelle Abtreibung und sprechen darüber, oder es wird gar ein Abtreibungsversuch unternommen, der erfolglos bleibt. Der Embryo oder der Fötus besitzt einen Zwilling, der im Laufe der Schwangerschaft verloren geht. (Dieses Schicksal trifft durchschnittlich einen von neun Menschen. Die Folgen können lebenslänglich diffuse Schuldgefühle, Depressionen und gestörte Partnerschaftsbeziehungen sein, bis hin zur völligen Unfähigkeit, sich dauerhaft mit einem Menschen zu verbinden.)
  • Auch eine komplizierte Geburt und die medizinisch-technischen Vorgänge während und nach der Geburt können traumatisieren:

    Vorzeitige Einleitung der Geburt, Anästhesierung der Mutter, grelles Licht, Temperatursturz, laute Stimmen, Hektik, das Wiegen des Neugeborenen auf der kalten Waagschale, das Hochhalten an den Füßen (zum exakten Längenmessen), das Im-Arm-Halten-und-nach-hinten-Abkippen (Test des Moro-Reflexes), die Trennung von der Mutter, das Alleinlassen, lieblose, unachtsame Behandlung durch das Personal oder gar durch die Mutter selbst.
  • In der ehemaligen DDR sehr früh die tagtägliche Ablieferung in einer Säuglingskrippe – und die oftmals unmenschliche Behandlung dort.
  • Kaum aufzuzählen ist, was einem Säugling, einem Kleinkind, einem Kindergartenkind, einem Schüler usw. an schmerzlichen Ereignissen begegnen kann:

    Schläge, Missachtung, Vernachlässigung, Lieblosigkeit, Geringschätzung, Demütigung, Misserfolge, emotionale Überforderung, ungerechte Schuldzuweisungen, Krankenhausaufenthalt, Heimweh im Ferienheim, der Zwang dort, zu essen und Erbrochenes nochmals zu essen usw., von Schlimmerem und sehr viel Schlimmerem ganz zu schweigen.

Die traumatisierende Wirkung all dieser Erlebnisse und deren spätere psychische und physische Auswirkungen konnten beim BSW in dramatischer und oft erschütternder Weise beobachtet werden.

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